AKADEMIE DER KÜNSTE


experimental-studio der Abteilung Bildende Kunst


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Das experimental-studio, auf Initiative von Christian Schneegass, des Sekretärs der Abteilung Bildende Kunst 1992 ins Leben gerufen, bezeichnet weder einen bestimmten Ort noch ein festgelegtes Programm.

Das experimental-studio ist eine Haltung, die versucht, aus künstlerischer Perspektive Veranstaltungen zu entwickeln. In vielerlei Hinsicht, also auch auf unterschiedlichen Ebenen, sollen grenzüberschreitende DIALOGE situativ immer wieder neu ermöglicht werden. Dabei stehen Akzente der Wahrnehmung, d.h. des Prozesses sinnlich-geistiger Erkenntnis in kreativer Auseinandersetzung mit Wirklichkeit durch reale mitmenschliche wie künstlerische INTER-AKTION im Vordergrund. Diesen Kriterien sollen alle Sachzwänge und die Kunst oft überfremdende Interessen weitestgehend untergeordnet, nach Möglichkeit sogar gänzlich vermieden werden.

Vielfältige DIALOGE zwischen den Kunstsparten, vertreten in den sechs Abteilungen der Akademie der Künste, zwischen verschiedenen Disziplinen und Bereichen wie Wissenschaft und Technik sind angestrebt. Aber auch zwischen verschiedenen Kulturen und kulturhistorischen Epochen, im Hinblick auf die Gegenwart und Zukunft, sollen Formen der durch Kunst initiierten INTER-AKTIONEN (entgegen eingefahrener Routine, sinnentleerten Konventionen oder einseitig vordergründiger, eher spektakulärer Repräsentation) von der Basis her im Kleinen lebendig entwickelt und neu begründet werden.

Das experimental-studio will generationsübergreifend die Mitglieder-Entscheidungen der Abteilung Bildende Kunst mit jüngeren Tendenzen und Entwicklungen der zeitgenössischen Kunst überbrücken. Es bemüht sich um international vernetzten Anschluss und die Integration dieser "Jungen Akademie" mit anderen bedeutenden Zentren des Kunstgeschehens heute: Kooperationen allein in den letzten beiden Jahren mit Chicago, Los Angeles wie Tokyo und darüber hinaus auch werbend informativer Austausch mit vergleichbaren Initiativen und Einrichtungen in New York, Moskau, Helsinki, Tel Aviv, Jerusalem usw.

Das experimental-studio begann seine Tätigkeit mit der sogenannten "eco art  Aktion" 1992 zur Retrospektiv-Ausstellung "Mathias Goeritz 1915-1990. El Eco. Bilder - Skulpturen - Modelle". Interdisziplinär auf Goeritz' Oeuvre reagierende WERK-DIALOGE (Kunst-Aktionen zwischen den Bereichen: Tanz, Theater, Bildende Kunst, Hör-Spiel, Musik, Film  wie schon zur Thomkins-Ausstellung 1989), die Schneegass in diesem Sinne als lebendige, die besondere Wirkungsweise der Goeritz'schen arquitectura emocional aufgreifende, deutlich machende und weitertreibende Beiträge zeitgenössischer Künstler angeregt hatte, begleiteten die Berliner Ausstellung.

Das experimental-studio startete auf der Basis dieser interdisziplinären wie interkulturellen DIALOGE zum Gesamtoeuvre eines universal engagierten deutschen Künstlers und Mitglieds der Abteilung Bildende Kunst, der über 40 Jahre großen Einfluss auf Kunst und Architektur in Mexiko genommen hatte, 1993  1995 eine neue Reihe von Aktivitäten am Pariser Platz 4. Mit einfühlsamen künstlerischen Eingriffen nahmen junge Künstler aus beiden Teilen der Stadt unmittelbar an der Ost-West-Grenze der Berliner Mauer am Brandenburger Tor vielschichtig zu verstehende, grenz-überschreitende RAUM-DIALOGE mit den besonderen atmosphärischen Qualitäten der alten Ausstellungssäle im Restgebäude der ehedem Preußischen Akademie vor dem Krieg auf.  Diese bisher auch mit geringsten finanziellen Mitteln auskommenden, erfolgreichen Aktionen des experimental-studios rückten die Akademie am Pariser Platz 4 als Ort lebendiger, international sich austauschender und kooperierender Kunstentwicklungen, als Ort des suchenden Neuen im vertrauten und doch 'un-heimlich' gewordenen Alten, d.h. dem spurenreich von seiner wechselvollen Vergangenheit 'sprechenden' ruinösen Ambiente an der ehemaligen Teilungslinie im Zentrum Berlins, erstmals öffentlich ins Bewusstsein. Künstlerische 'Interventionen' ließen die an diesem unvergleichlichen Ort so widersprüchlich auszumachende Geschichte unseres Jahrhunderts erfahrbar werden. Solche Aktionen suchten jene exemplarisch in der Atmosphäre, durch Symbole und Aktionen fragmentarisch zu verdichten und in sinnlicher Poetik ein letztes Mal, vor aller Renovierung, eindrücklich spürbar werden zu lassen.  Nach Wiedereröffnung der Akademie in Günter Behnischs Neubau hoffen nicht nur die europäisch versierten Gutachter der "Situation der bildenden Kunst in Berlin", sondern auch Experten des internationalen Künstleraustausches, dass zwischen den Botschaften Amerikas, Frankreichs und Englands am Pariser Platz dann das erfolgreiche Pilotprogramm des experimental-studios mit seiner grenzüberschreitenden künstlerischen Zusammenarbeit wieder aufgenommen wird und sich zukunftsorientiert weiter entfalten kann.

Das experimental-studio fördert zwischenzeitig innerhalb seiner äußerst begrenzten Möglichkeiten erneut mit temporären DIALOGEN IM ZWISCHENRAUM menschlicher Kommunikation und diese fördernder wohlproportionierter architektonischer Bereiche, den Funktions- oder Verkehrsachsen (Regionen des Übergangs, Passagen, Laufwegen) und Ruhezonen (wie den Clubräumen und den Gartenhöfen der Akademie der Künste am Hanseatenweg) Foren interdisziplinärer wie interinstitutioneller Kooperation. So kam es im Herbst 1995 gemeinsam mit der Abteilung Darstellende Kunst der Akademie der Künste zur Zusammenarbeit mit dem Institut für Spiel- und Theaterpädagogik der Hochschule der Künste bei dem "(no budget-) Symposion Spieltheorie", bei der auch aktive Unterstützung von Mitgliedern der Abteilung Literatur (Eugen Gomringer und Oskar Pastior) hilfreich einbezogen waren.

Das experimental-studio (und die Holographie-Sammlung Fielmann, Hamburg in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Medien Köln) konnte sich mit dem sehr erfolgreichen internationalen Projekt "HOLOGRAPHIC NETWORK" (Ausstellung: 1.09.-13.10.1995, Konferenz: 7.-11.10.1996) einen Traum in größerem Umfang erfüllen: ein themenbezogen alle Fach- und Landesgrenzen überwindender DIALOG, d.h. die zukunftsweisende Erörterung neuer Technologien auf weitgefächerte gesellschaftliche Anwendungsmöglichkeiten hin, in den Bereichen Kunst, Wissenschaft und Technik.


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